Presseaussendung
Wien, 4.11.2025
Der Verband der Bahnindustrie in Österreich (VBI) begrüßt grundsätzlich Investitionen in moderne Fahrzeuge, da sie einen wichtigen Beitrag zur Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Bahnverkehrs leisten. Gleichzeitig wirft der Einsatz von Fahrzeugen eines außereuropäischen Herstellers erhebliche Fragen für die Zukunft der heimischen und europäischen Bahnindustrie auf. „Ein vermehrter Import von Schienenfahrzeugen aus Nicht-EULändern gefährdet langfristig Wertschöpfung, Know-how und Arbeitsplätze in Österreich und Europa. Das ist ein gefährlicher Rückschritt - gerade in einer Zeit, in der die Bahn als Rückgrat der europäischen Mobilitätswende gilt.“, betont Anil W. Rai, Geschäftsführer des VBI.
Öffentliche Mittel müssen europäische Wertschöpfung sichern
Die Präsentation chinesischer Doppelstockzüge für die Westbahn ist aus industriepolitischer Sicht ein sensibles Signal. Es geht dabei weniger um die Entscheidung eines einzelnen Unternehmens, sondern um die Grundsatzfrage, ob Europa seine industrielle Zukunft selbst gestalten oder sich zunehmend von staatlich gestützten Anbietern aus Drittstaaten abhängig machen will. Unternehmen die indirekt von öffentlichen Geldern profitieren, etwa über das Klimaticket, das aus Steuermitteln finanziert wird sollten diese Mittel auch zur Stärkung europäische Wertschöpfung einsetzen. „Es kann nicht im Sinne der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sein, wenn Klimaticket-Gelder letztlich in die chinesische Industrie fließen. Wir müssen uns entscheiden, ob wir europäische Wertschöpfung stärken oder den Abbau unserer industriellen Basis in Kauf nehmen“, untermauert der Geschäftsführer des VBI.
Wettbewerbsverzerrung und faire Bedingungen
Unternehmen wie CRRC (China Railway Rolling Stock Corporation) profitieren in ihrem Heimatmarkt oft von massiven staatlichen Unterstützungen, die europäischen Herstellern in dieser Form nicht zur Verfügung stehen. Dadurch entsteht ein strukturelles Ungleichgewicht, das langfristig die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter gefährdet. Der VBI (Verband der Bahnindustrie) fordert daher faire Wettbewerbsbedingungen und eine konsequente Bewertung von Lebenszykluskosten, Nachhaltigkeit und regionaler Wertschöpfung bei jeder Fahrzeugbeschaffung. Auch Aspekte wie Wartung, Ersatzteilversorgung und Betriebssicherheit müssen über Jahrzehnte gewährleistet sein. Europäische Fertigung und Service-Infrastruktur bieten hier klare Vorteile in Stabilität, Planbarkeit und ökologischer Verantwortung. „Österreich und Europa müssen jetzt entscheiden, ob sie ihre Bahnindustrie als strategische Zukunftsbranche begreifen – oder riskieren, dass Wertschöpfung, Know-how und Technologie abwandern“, bekräftigt Rai.
Forderungen des VBI
Der Verband der Bahnindustrie in Österreich fordert daher:
• Transparente Beschaffungsprozesse, die Lebenszykluskosten, Innovationskraft und europäische Wertschöpfung berücksichtigen.
• Klare politische Leitlinien, damit öffentliche Mittel – direkt oder indirekt – nicht den Aufbau außereuropäischer Industrien fördern.
• Stärkung der europäischen Bahnproduktion, um Innovationsführerschaft, Versorgungssicherheit und Beschäftigung zu sichern.
• Einbindung von Nachhaltigkeits- und Sicherheitskriterien in alle Beschaffungen von Bahnfahrzeugen, auch bei privaten Betreibern, die vom Klimaticket profitieren.
Über den Verband der Bahnindustrie in Österreich (VBI)
Der Verband der Bahnindustrie in Österreich (VBI) ist die größte Interessenvertretung der österreichischen Schienenzulieferindustrie. Er vertritt rund 50 Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Fahrzeugherstellern und Komponentenlieferanten über Systemtechnik bis hin zu Digitalisierung und Service. Gemeinsam engagieren wir uns für faire Wettbewerbsbedingungen, Innovationsförderung, Nachhaltigkeit und eine starke industrielle Basis für den Bahnstandort Österreich. Damit leisten wir unseren Beitrag zum Gelingen der Mobilitäts- und Klimawende – mit österreichischen Innovationen.
Rückfragen & Kontakt
Verband der Bahnindustrie in Österreich (VBI)
Anil W. Rai – Geschäftsführer
E-Mail :anil[dot]rai[at]bahnindustrie[dot]at
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