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Bis zu einer Viertelmilliarde Euro: „Jahrhundertauftrag“ für MFL



Spektakulärer Erfolg in der heimischen Wirtschaft:

Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) holt mit einem Großauftrag die Fertigung von innovativen Güterwagen nach Österreich. Der Bahn-Spezialist produziert in einer ersten Phase 40 neuartige Highend-Güterwaggons, mit denen Lkw-Transporte einfach von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. Langfristig soll das Engagement dem Leitbetrieb Umsätze von einer Viertelmilliarde Euro bescheren.


Schon vor Jahren stellte die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) die Weichen für den Einzug in die internationale Schienenverkehrstechnik. Mit dem bislang größten Auftrag in der Firmengeschichte nimmt die strategische Ausrichtung des österreichischen Unternehmens nun volle Fahrt auf: Noch in diesem Jahr werden zunächst 40 Highend-Güterwaggons des deutschen Unternehmens Helrom, eines hochspezialisierten Güterlogistikers auf Schiene, gefertigt. Das damit einhergehende Auftragsvolumen, das sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag beläuft, soll sich langfristig noch deutlich steigern: Nach der einjährigen Produktionseingangsphase verfügt Helrom über die Option, die Fertigung der innovativen Güterwaggons bis 2033 zu verlängern. In diesem Fall würde sich der Projektumfang auf mehrere Hundert Wagen – und knapp eine Viertelmilliarde Euro erhöhen. „Es ist tatsächlich nicht übertrieben, von einem Jahrhundertauftrag für die MFL zu sprechen. Dies bezieht sich aber nicht nur auf das Auftragsvolumen, sondern insbesondere auf die Innovationskraft und Nachhaltigkeit, die von den gefertigten Güterwaggons ausgeht. Als Anbieter von schienenfertigen Gesamtfahrzeugen haben wir gemeinsam mit dem Kunden eine innovative und wirtschaftliche Lösung über den gesamten Produktionszyklus erarbeitet, mit der wir international konkurrenzfähig sind“, sagt MFL-Geschäftsführer Herbert Decker. Erbetont: „Das Vertrauen, das uns damit entgegen gebracht wird, ist die Bestätigung für unser über Jahrzehnte aufgebautes und umfassendes Fertigungs-Know-how sowie unsere technologische Schlagkraft speziell im Bereich der Schienenfahrzeugtechnik. Das Ziel, sich in der internationalen Schienenfahrzeugindustrie endgültig als Komplettzulieferer – vom gegossenen Bauteil über geschweißte Baugruppen bis hin zu schienenfertigen Fahrzeugen – zu etablieren, konnten wir innerhalb von nur drei Jahren realisieren.“ Für Eigentümervertreter Reinhard Haider ist klar: „Die Entscheidung des Kunden für eine Fertigung in Österreich und die damit verbundene Anerkennung für die Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Liezen ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“

 

„Tag echter Freude für den Wirtschaftsstandort Steiermark“

Christopher Drexler, Landeshauptmann der Steiermark, erklärt: „Es ist ein Tag echter Freude für den Wirtschaftsstandort Steiermark. Gerade solche Neuigkeiten von einem großartigen heimischen Unternehmen zeigen, dass auch in diesen unsicheren Zeiten, aller Grund für Zuversicht und Optimismus besteht. Denn es ist nicht nur ein gleichermaßen spektakuläres wie zukunftsorientiertes Projekt, das bei uns in der Steiermark umgesetzt wird, sondern sorgt für nachhaltige wirtschaftliche Impulse in ganz Österreich – und sichert damit wichtige Arbeitsplätze in der Region. Helrom und die MFL beweisen echte unternehmerische Stärke und Visionskraft. Das, was so viele Chancen und Potentiale unserer Steiermark ausmacht.“  Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl betont:„Dieser neue Fertigungsauftrag unterstreicht eindrucksvoll die Kompetenz der Steiermark und insbesondere der Maschinenfabrik Liezen in den Bereichen Mobilität sowie Maschinen- und Anlagenbau. Dank der Innovationskraft des Unternehmens und der Entwicklung dieser zukunftsweisenden Warenverkehrslösung stärkt die MFL die Wirtschaftsregion Liezen und trägt gleichzeitig zu mehr grüner Mobilität in der Güterbeförderung  bei.“ Nur zur Orientierung: Ein Güterzug benötigt etwa 20 Prozent der Energie eines Lkw und verursacht lediglich 25 Prozent von dessen klimaschädlichen Emissionen.

 

„Grüne“ Güterlogistik mit Revolutionspotenzial

Die MFL ist damit wichtiger Kooperationspartner in Helroms Vision einer nachhaltigen Güterlogistik, die den Lkw mit Hilfe der neuartigen Güterwagen, sog. Helrom-Trailer-Wagen, in die Lage versetzt, die Distanzen zwischen internationalen wirtschaftlichen Ballungszentren auf dem Schienenweg „barrierefrei“ zurückzulegen. Heißt: Mehr als 95 Prozent der in Europa im Einsatz befindlichen Lkw-Sattelauflieger benötigen für den Umschlag auf den Güterzug teure und nur an wenigen Standorten verfügbare Terminals. Helrom löst dieses Problem, indem der Trailer-Wagen zur Seite hin ausschwenkt. Dadurch können die Sattelauflieger mit Hilfe einer Zugmaschine auf den Wagen geschoben werden – ohne Terminal und Kran. Eine ebene Fläche neben dem Gleiskörper genügt. So avancieren einfache Lade- oder Nebengleise zur Be- und Entladezone eines ganzen Zuges, mit einer Verladezeit von nur zwei Minuten pro Trailer. Durch diese weltweit patentierte Technologie lässt sich der Lkw-Güterverkehr schneller und einfacher von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Laut Helrom sei dies „ein entscheidender Baustein für die Erreichung der europäischen Klimaziele“.

 

10.000 Tonnen weniger CO2-Emissionen

Entscheidend: Diese Güterwagentechnologie ist universell einsetzbar – und wird nun in Österreich produziert. „Wir haben uns bewusst für eine europäische und hochqualitative Lösung ausgesprochen. Für MFL spricht die Kompetenz des Maschinen- und Anlagenbauers in der Fertigung eines komplexen Produkts, welches mehr noch als ein Güterwagen eine ‚Maschine auf Schiene‘ ist. Gleichzeitig ist ein Produkt für den umweltfreundlichen Schienenverkehr nur so nachhaltig, wie die zugrundeliegende Produktion der erforderlichen Komponenten und Fahrzeuge. Mit der MFL haben wir einen in der Planung und Umsetzung erfahrenen Partner an Bord, für den Nachhaltigkeit eine übergeordnete Rolle spielt“, erklärt Helrom-CEO Roman Noack. Schon jetzt betreibt Helrom eine voll ausgelastete Verbindung zwischen Wien und Düsseldorf mit logistischem Einzugsbereich von Ungarn, Rumänien und Serbien bis nach Benelux und Großbritannien. Roman Noack betont den großen Beitrag zur CO2-Reduktion: „Für einen Helrom-Zug ergibt sich je Sattelauflieger eine Einsparung von bis zu 700 Kilogramm CO2 für jeden Trailer pro Fahrt auf einer Strecke von Wien nach Düsseldorf. Auf dieser Verbindung wurden allein bis Ende 2022 mindestens 16.000 Lkw-Trailer zahlreicher Spediteure und Verlader von der Straße auf die Schiene gebracht. Dies entspricht einer Einsparung von mehr als 10.000 Tonnen CO₂-Emissionen.

 

„Historischer Grundstein“: Millionen-Investitionen am Standort

Der Großauftrag zieht Millioneninvestitionen am Standort nach sich: So wird der MFL-Unternehmensbereich Maschinenbau mit gezielten Maßnahmen im Ausmaß von sechs Millionen Euro weiter aufgewertet. An der Spitze des umfassenden Investitionsprogramms steht eine der größten Hightech-Schweißroboteranlagen Europas. Die Fertigungsanlage mit einer Gesamtlänge von 40 Metern ist für mehrere  Schweißroboter ausgelegt. So können Werkstücke bis zu einer Länge von 28 Metern und einem Gewicht von bis zu 20 Tonnen verarbeitet werden. „Vor drei Jahren haben wir die Mission ausgerufen, ein mitteleuropäisches Zentrum zur Herstellung innovativer Güterwagen in Liezen zu errichten. Dafür ist nun der historische Grundstein gelegt, mit dem wir auch technologisch zu den großen Schienenfahrzeugherstellern aufschließen“, erklärt MFL-Geschäftsführer Decker. Dem Großauftrag der MFL ist übrigens ein intensiver Personalaufbau vorangegangen: Allein in den letzten drei Monaten hat das 700-köpfige Unternehmen rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Weitere Arbeitsplätze sollen dennoch hinzukommen: 20 Stellen sind aktuell ausgeschrieben – gesucht werden vor allem Zerspanungstechniker, Lackierer und Schweißtechniker. 1.000 Euro Antrittsprämie warten auf Neuankömmlinge.

 

Rückfragehinweis:

Christoph Sammer | +43 (0) 664 233 0908 | christoph[dot]sammer[at]communify[dot]one