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Kleine Zeitung, 31.10.2020



Wenn es um Bahntechnologien geht, ist Österreich eine Weltmacht – ja sogar Weltmeister bei der Dichte an Erfindungen. Damit das so bleibt, sind aber auch entsprechende Rahmenbedingungen nötig.


Schienen, Weichen, Fahrwerke, Software, Signaltechnik, Prüfgeräte, Straßenbahnen, U-Bahn-Züge, Waggons ... diese Bandbreite ist schlicht enorm. Geht es um Bahntechnologie, nehmen österreichische Unternehmen auch weltweit eine ganz wesentliche Rolle ein. Österreichs Anteil am Welthandel für Schienenfahrzeuge beträgt fünf Prozent.
„Das ist angesichts der Größe Österreichs schon sehr beachtlich. Im weltweiten Vergleich der Top-Exportländer für bahnrelevante Produkte liegt man damit auf dem ausgezeichneten siebenten Rang“, betonte im Frühjahr der Ökonom Christian Helmenstein, der im Auftrag des Verbands der Bahnindustrie (VBI) eine Branchenstudie erstellt hat. Besonders stolz ist die Branche auf einen Weltmeistertitel: Mit 50 Erfindern im Bereich der Bahntechnologie pro einer Million Einwohner ist Österreich weltweit klar die Nummer eins. Diese Zahl hat sich seit 2012 zudem fast verdoppelt.
VBI-Präsident Kari Kapsch betont: „Man muss sich bitte auch hier die Größe Österreichs vor Augen führen, wenn man die vorliegenden Zahlen betrachtet. Das sucht weltweit seinesgleichen. Zwischen zwei und drei Prozent aller Patente, die im Bereich Eisenbahn weltweit angemeldet werden, stammen aus Österreich.“
Die heimischen Bahnindustrie-Unternehmen mit ihren knapp 10.000 Mitarbeitern erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von rund 3,1 Milliarden Euro.
Auch wenn die Coronakrise dem Bahnverkehr und den Fahrgastzahlen zusetzt, ist die Branche überzeugt davon, „dass die Bahn und damit Innovationen aus Österreich eine ganz entscheidende Rolle für die Mobilitätswende und auch im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen werden“, wie VBI-Geschäftsführerin Angela Berger betont. Die aktuelle Lage bestätigt diese Einschätzung. Die Krise trifft die Bereiche Automobilität und Luftfahrt stark, während die Geschäftslage im Bahnsektor aber stabil geblieben ist.
Dass das Bewusstsein dafür, dass Österreich in diesem Segment viele Weltmarktführer und Vorzeigeunternehmen beheimatet, in der Öffentlichkeit nicht so stark ausgeprägt ist, habe zum Teil mit einem traditionsbehafteten Bild aus der Vergangenheit zu tun, so Berger. Doch auch hier sei ein Wandel feststellbar. 64 Prozent der in Österreich gefertigten Produkte werden ins Ausland geliefert.
Um diese Stärken auch in Zukunft ausspielen zu können, drängt die Branche auf entsprechende Rahmenbedingungen – insbesondere auf europäischer Ebene. Es gehe u. a. um die Konkurrenzfähigkeit auf Drittmärkten, wie Berger im Hinblick auf den Mitbewerb aus China festhält. Bei Beschaffungsvorgängen seien etwa „echte Bestbieterkriterien“ gefragt, beispielsweise Lebenszykluskosten und Qualitätskriterien. „Von der Qualität her braucht sich Europa und auch die österreichische Bahnindustrie vor niemandem auf der Welt verstecken, wenn es aber auf eine reine Preisschlacht hinausläuft, wird’s schwierig.“