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Einmal alle zwei Stunden um die Welt



Neue Studie zeigt Bedeutung der österreichischen Bahnindustrie für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Österreich


VBI-Präsident Kari Kapsch: „Die Bahnindustrie in Österreich entwickelt sich gut und wird durch wichtige und richtige politische Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene zu einer der Zukunftsbranchen des Landes. Der Erfolg ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Die Studie zeigt auch, dass der Druck auf die Branche wächst.“


Eine kürzlich vom Verband der Bahnindustrie (VBI) in Auftrag gegebene und durch das Economica-Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführte Studie zeigt, die österreichische Bahnindustrie ist national und international ein absolutes Aushängeschild der österreichischen Industrie. Ebenso bestätigt die vorliegende Studie einmal mehr eindrucksvoll die Bedeutung des Systems Bahn in Österreich: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in Österreich eine der stärksten und leistungsfähigsten Bahnen Europas haben. Zählt man alle Züge zusammen die tagtäglich auf Österreichs Schienen unterwegs sind, umrundet man einmal die Erde – und das alle zwei Stunden“, erklärt VBI-Präsident Kari Kapsch.


Impulsgeber für die Wirtschaft Österreichs
Die Unternehmen der heimischen Bahnindustrie erwirtschafteten im Jahr 2018 einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro, der wiederum eine Gesamtwertschöpfung von 1,53 Milliarden Euro (das entspricht 0,5 Prozent des österreichischen BIPs) ausgelöst hat. Die Bahnindustrie beschäftigt in Österreich knapp 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dadurch wird eine Bruttolohn- und –gehaltssumme von 817 Millionen Euro generiert. Besonders erfreulich ist, dass jeder Arbeitsplatz in der Bahnindustrie einen weiteren in Österreich schafft. „Das zeigt, dass die Bedeutung der Bahnindustrie in Österreich weit über die Grenzen der Branche hinausgeht und oftmals auf den ersten Blick unterschätzt wird. Die Bahnindustrie ist eine Querschnittsmaterie, die zur Erzeugung ihrer Produkte auf viele Komponenten aus anderen Branchen in Österreich zurückgreift. Sie ist ein Komplettanbieter der alles liefert, was das System Bahn in Österreich benötigt“, erklärt Christian Helmenstein vom Economica-Institut. Wichtige Standortfaktoren sind die heimischen Bahnen, allen voran die ÖBB, die den Erfolg der Branche wesentlich beeinflussen.


Export und Innovation als Erfolgsfaktoren
Führt man sich die Größe und die Einwohnerzahl Österreichs vor Augen, stechen zwei Ergebnisse der Studie besonders hervor: die Bedeutung der heimischen Bahnindustrie für den Weltmarkt, aber auch die große Innovationsstärke der Branche. „Mit einer Exportquote von 64 Prozent hat die österreichische Bahnindustrie einen Anteil am Weltmarkt von über fünf Prozent. Das ist angesichts der Größe Österreichs schon sehr beachtlich. Im weltweiten Vergleich der Top-Exportländer für bahnrelevante Produkte liegt man damit auf dem ausgezeichneten 7. Rang. Sieht man sich die Pro-Kopf-Exporte der Bahnindustrie bei Schienenfahrzeugen und zugehöriger Ausstattung an, liegt Österreich sogar auf Platz 1 weltweit“, führt Christian Helmenstein weiter aus.
Noch beeindruckender sind die Ergebnisse der Studie in Bezug auf die Innovationskraft der österreichischen Bahnindustrie. „Man muss sich bitte auch hier die Größe Österreichs vor Augen führen, wenn man die vorliegenden Zahlen betrachtet. Das sucht weltweit seinesgleichen. Zwischen zwei und drei Prozent aller Patente die im Bereich Eisenbahn weltweit angemeldet werden, stammen aus Österreich. Beim Gleisoberbau wird sogar jedes zweite Patent weltweit in Österreich angemeldet“, erklärt Kapsch. Das hängt laut Kapsch auch mit der Erfinderdichte im Bereich Bahn in Österreich zusammen. Hier liegt Österreich mit 50 Erfinderinnen und Erfinder pro einer Million Einwohner weltweit klar auf dem ersten Rang. Dabei hat sich die Anzahl der Erfinderinnen und Erfinder in Österreich im Bereich der Bahntechnologien seit dem Jahr 2012 fast verdoppelt.


Druck auf die Branche wächst
Nichts desto trotz spürt auch die erfolgreiche heimische Bahnindustrie zunehmend den immer härter werdenden Wettbewerb in der Bahnbranche weltweit. „Gerade aus China nimmt der Druck auf die Bahnindustrie nicht nur in Österreich, sondern gesamt in Europa zu. Hier wird Europa nur sehr schwer standhalten können, wenn nicht jetzt intensive Überlegungen vor allem auf europäischer Ebene stattfinden, wie wir hier in Zukunft mithalten können. Es geht schließlich darum, eine weltweit führende und innovationsgetriebene Branche Europas in dieser Position zu halten“, appelliert Kapsch. Damit einher geht auch die längst überfällige noch größere Vereinheitlichung des europäischen Bahnsystems. Es gilt einheitliche Standards zu definieren, die einheitliche technische Normen für ganz Europa implementieren. Lokale Spezifikationen müssen über Board geworfen werden: „Die Umsetzung des 4. Eisenbahnpakets ist ein nächster wichtiger Schritt in diese Richtung, aber noch lange nicht unser Ziel in Europa. Die Bahn ist schon lange kein nationales Thema mehr. Wir benötigen nicht nur in den lokalen, sondern auch in den europäischen Vergaberichtlinien Kriterien, um Europas Innovationsführerschaft halten zu können. Es gibt leider heute schon genügend Beispiele, wo das nicht gelungen ist“, warnt Kapsch.


Neue Technologien und Innovationen müssen schneller zur Anwendung gelangen
„Neue Technologien und Innovationen in der Branche waren die Erfolgsfaktoren in der Vergangenheit, sie werden es aber auch in der Zukunft sein. Aber wir müssen diese auch ausrollen können. Wenn wir beispielsweise von autonomen Bahnverkehr sprechen und das europaweit, dann funktioniert das nur, wenn neue Standards auch rasch ins Feld gebracht werden“, erklärt Kapsch. Derzeit benötigen die europäischen Bahnen 20 bis 30 Jahre, um neue Technologien zu implementieren. Beim rasanten Technologiewandel wird dies aber in Zukunft nicht mehr reichen. „Innovation muss auch erprobt werden und unter realen Bedingungen getestet werden können. Dafür benötigen wir Experimentierräume nahe der wichtigsten Industriezonen des Landes. Das ist essentiell, damit die Schiene gegenüber dem Verkehr auf der Straße wettbewerbsfähig belieben kann“, so Kapsch abschließend.

 

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